Asmus Tietchens: Abraum. Der Boden der Tatsachen ist in Bewegung

Asmus Tietchens verarbeitet für sein Hörstück "Abraum" das Geräuschkontinuum eines maschinellen Abpumpvorgangs beim Bau eines U-Bahn-Tunnels in der Hamburger HafenCity.

Beim Vortrieb dieses Tunnels entsteht der Titel gebende Abraum. Abraum, so nennt man das Gemisch aus Sand und Geröll, das mit Grundwasser vermischt und in gleich bleibender Fließgeschwindigkeit durch Stahlrohre abgepumpt wird. Begleitet wird dieser Vorgang durch kontinuierliches differenziertes Schaben. Leises metallenes Poltern. Es sind akustische Manifestationen von Sand und Wasser unter den Bedingungen technischer, zweckmäßiger Kanalisierung.

Den zeitlichen Umfang des Abpumpvorgangs von 24 Stunden komprimiert Asmus Tietchens auf ein knapp einstündiges, instabiles Klanggeschehen, dessen Anfang und Ende offen bleibt. Asmus Tietchens, geboren 1944 in Hamburg, produziert seit über vier Jahrzehnten Tonträger. Seine vielfach preisgekrönten Kompositionen sind Grenzgänge zwischen elektronischen Klängen und einem unorthodoxen Umgang mit der Welt der (vermeintlichen) Geräusche. All das verknüpft er zu Klanggeweben, die Aufmerksamkeit und Neugier wecken.