China, Indien, Christmas – 16.12.2012

Klänge von Leben und Tod

Stand: 18.12.2012, 16:28 Uhr

Lang, lang ist’s her, dass so etwas Besonderes aus dem musikalischen Herzen Chinas bei uns angeboten wurde: beim TFF Rudolstadt diesen Sommer. Lang auch ist's her, dass Ravi Shankar durch die Beatles Weltruhm erlangte - diese Woche ging er von uns.

Die Familienband Yi Jia Ren aus der Zentralprovinz Shaanxi rüttelte das Publikum in Rudolstadt aus seinen Klischeevorstellungen, mit Schalmeien, Mundorgeln, Trompeten, Posaunen, Becken, Gongs und Trommeln trat die Gruppe um die resolute Bandleaderin Cheng Yanli mit Rot-Weiß-Musik an;

Yi Jia Ren

rot steht für Hochzeiten, weiß für Beerdigungen - kraftvolle, groovige Instrumentalmusik aus der Mitte des Reich der Mitte, die jenseits aller Imitationen des westlichen Musikbetriebs überlebt hat und sich ständig erneuert. Feingewobene Teehausmusik dagegen von Yu Lefu und seinem Ensemble Guangdong Wujiatou: die Kantonesen pflegen mit Kniegeige, Mondlauten, Hackbrett und Flöten einen filigranen und fröhlichen Klang, der mit vielen Naturbildern bestückt ist - Vogelgezwitscher im Walde, Fischlein im Bach oder Klosterglocken liefern hier die Inspiration, Balsam für die Seelen geplagter Metropolenbewohner im Großstadtdschungel am Großen Perlfluss.

Ravi Shankar in der Kölner Musikhochschule 1985

Und bei der Vorbereitung eines solchen Programms mit chinesischen Musiken zu Höhepunkt und Ende des Lebens, mit Klängen der Weltflucht und des Traums - und mit ihrer Einbettung in ein auch für unsere momentane vorweihnachtliche Befindlichkeit stimmiges klangliches Ambiente, sind wir unversehens mit dem Weggang eines in der öffentlichen Wahrnehmung ganz oben stehenden indischen Musikers konfrontiert: Ravi Shankar - er starb, 92jährig, am vergangenen Dienstag in San Diego. 1985 war er bei einem WDR-Festival nordindischer Musik zu Gast in der Kölner Musikhochschule, damals eingeladen von WDR-Musikredakteur Jan Reichow. Er wird im Gespräch mit Moderatorin Barbara Wrenger den Meister würdigen.

China-Beiträge von Stefan Franzen
Mit Barbara Wrenger
Redaktion:  Werner Fuhr