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Avi Avital

Neukölln Aviv – 03.03.2015

Israels Musikszene Berlin

Stand: 03.03.2015, 17:11 Uhr

Eines Nachts im Sophienclub, Berlin-Mitte: Rosh HaShana, das jüdische Neujahr, am Eingang gibt es in Honig getauchte Apfelscheiben, die Wände sind mit israelischen Flaggen geschmückt, am Pult steht ein junger DJ: Aviv Netter.

Er hat die Meschugge-Parties ins Leben gerufen, um die "unkoschere" Seite israelischen Lebens in Berlin zu zeigen: mit Musik von Ofra Haza bis Amy Winehouse, mit israelischen Klassikern genauso wie mit arabischen Hits. Seinen Traum von einem Miteinander in Nahost lebt er auf diese Weise aus.  

Berlin war für Aviv, wie für viele andere junge Israelis, Liebe auf den ersten Blick. Und so brach er das Tabu seiner Familie, die wegen des Holocaust Deutschland ein halbes Jahrhundert lang gemieden hatte. Die deutsche Hauptstadt ist für kreative Israelis ein starker Magnet, ein 'kulturelles Mekka' geworden. Tausende von ihnen sind in den letzten zehn Jahren gekommen - wegen der offenen Atmosphäre und der moderaten Preise.  

Auch Gad Hinkis kann sich hier verwirklichen. Der Hip-Hop-Produzent und Sänger ist mit seiner Band The Dirty Honkers inzwischen ein Star der Electro-Swing-Szene. Großen Erfolg hat der in Berlin lebende Grammy-nominierte Mandolinenspieler Avi Avital aus Be'er Sheva – er wandert zwischen Klassik und Barock, jüngst auch mit dem bekannten Klarinettisten Giora Feidman. Gern kommt auch Ronni Boiko von den Tel Aviver Jewish Monkeys immer mal wieder nach Berlin, wo er acht Jahre lang gewohnt hat. Die israelische Sefardin Yasmin Levy ist bei den Berliner Jüdischen Kulturtagen ein willkommener Gast. Genauso wie Idan Raichel, der in seiner Band Musiker von jenseits der Grenzen vereint – vom orthodoxen Kantor bis zur palästinensischen Sängerin. Efrat Aloni, die Jazz-Musikerin, lebt und arbeitet an der Spree. Elena Bashkirova finden wir hier oder auch Ferenc Gábor, zwei weltoffene Kreative der klassischen Musik. In Berlin hat vor allem ein alternatives Israel seine Koffer, eine Szene, die - auch in Kunst und Musik – hier friedliche Utopien zu leben versucht. 

Autorin: Babette Michel

Redaktion: Werner Fuhr