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Sohrab Pournazeri, Kamanche & Hussein Zahawy, Daf

Orient in Osnabrück – 15.01.2013

Morgenland-Festival

Ein Kraftfeld, das von einer ungewöhnlichen Gastfreundschaft, einem begeisterten Publikum und den exzellenten Produktionsbedingungen vor Ort gespeist wird: SoundWorld „Morgenland-Festival“ Osnabrück.

Große Musikerpersönlichkeiten wie der armenische Dudukvirtuose Djivan Gasparyan, der aserbaidschanische Meistersänger Alim Qasimov oder der kurdisch-iranische Spießgeiger Kayhan Kalhor finden sich in der Stadt des Westfälischen Friedens manchmal in ungewohnten Zusammenhängen wieder.

Sie wurden nicht alleine ihres Rufs wegen eingeladen, sondern auch, weil sie sich in einem langen Musikleben Lust auf neue Erfahrungen bewahrt - ebenso wie den Blick über den Tellerrand ihrer eigenen Musikkultur.

Das Morgenland-Festival macht Osnabrück zu einem Ort von Begegnungen, wie sie im Orient selbst so nicht stattfinden. Es bietet auch Künstlern ein Podium, deren Musik im Westen kaum bekannt ist. Manchem Musiker sind Auftrittsmöglichkeiten im eigenen Land verwehrt. Der Krieg in Syrien z. B. bringt das kulturelle Leben zum Erliegen, und so suchte sich Ibrahim Keivo seinen Weg vom Dreiländereck an der Grenze zu Irak und Türkei durch das kriegserschütterte Syrien nach Osnabrück, wo politische Spannungen häufig mit künstlerischen Mitteln überwunden werden: Dort sang der armenische Syrer mit der Kurdin Aynur, und der türkische Dirigent Naci Özgüc begleitete die beiden Künstler mit dem festivaleigenen „Morgenland-Kammerorchester“, das sich aus Musikern sehr unterschiedlicher Herkunft zusammensetzt. Das Festival bietet auch ein Podium für junge Ensembles wie das kurdische Frauentrio Mara, das in der Diaspora eine eigenständige Spielform aus westliches Klassik und kurdischen Roots entwickelte. Es korrigiert auch den oft verzerrenden westlichen Blick auf das Musikleben einiger Länder: In Osnabrück fand z. B. der viel beachtete Auftritt des Tehran Symphony Orchestra statt und das Trio Manushan demonstrierte mit seiner Mischung aus Flamenco und Gipsy Swing, dass auch in Teheran kreativ mit westlichen Musikformen umgegangen wird. Mit ebenso glühendem wie zähem Engagement und großem Verhandlungsgeschick gelang es dem künstlerischen Leiter Michael Dreyer sogar, eine Rockband aus dem chinesischen Krisengebiet Uigurien nach Osnabrück zu holen.

Von Birger Gesthuisen

Redaktion: Werner Fuhr