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Franz Schubert

WDR 3 Werkbetrachtung: Franz Schuberts "Stabat Mater"

Stand: 16.03.2016, 11:05 Uhr

Pergolesis "Stabat Mater" war eines der berühmtesten geistlichen Werke des 18. und 19. Jahrhunderts. Auch der junge Franz Schubert ließ sich davon inspirieren. Doch mit seiner eigenen Vertonung des mitteralterlichen Textes schlägt er völlig neue Wege ein.  

Von Markus Bruderreck

In einem Klavierauszug von Pergolesis "Stabat Mater" entdeckte Franz Schubert eine sehr freie, deutschsprachige Nachdichtung des Textes aus der katholischen Liturgie. Sie stammte von einem seiner Lieblingsdichter, Friedrich Gottlieb Klopstock. Der bedeutende Vertreter der Empfindsamkeit und des Pietismus macht in seiner "Stabat Mater"-Fassung aus dem Jahr 1767 die Gottesmutter Maria zu einer Randfigur. In den Vordergrund rücken stattdessen zum einen der gekreuzigte Jesus, zum anderen die Gemeinde der Gläubigen.

Auf dem Weg in den Himmel wird das Individuum hin und her geworfen zwischen Schmerz, Mitleid und Vorfreude auf das Paradies. Klopstocks Text hat Franz Schubert zu faszinierend emotionaler, abwechslungsreicher Musik inspiriert. Düstere musikalische Bilder von Golgatha wechseln sich ab mit Solo-Arien und streng komponierten Chorfugen. Schubert gelang damit, zwei Jahre nach seiner ersten Messe D 105, aufs Neue ein intimes Glaubensbekenntnis. Ganz naiv aus dem Gefühl geboren, lässt es alle Konventionen hinter sich.

Redaktion: Eva Küllmer