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ESC-Halbfinale in Malmö: Erste Demos gegen den Israel-Auftritt

04:17 Min. Verfügbar bis 23.05.2025

ESC in Malmö: Israel trotz Protesten im Finale

Stand: 10.05.2024, 11:33 Uhr

Trotz Boykottforderungen im Vorfeld und Buhrufen vor der Bühne - das Publikum hat am Abend die israelische Sängerin Eden Golan ins Finale des Eurovison Song Contest gewählt.

In Israel läuft der Song in fast allen Radiosendern: "Hurricane" heißt er, gesungen von der 20-jährigen Eden Golan. Es ist der israelische Beitrag zum Eurovision Song Contest 2024. Gestern trat Golan damit im Halbfinale an, kurz vor Schluss - als 14. von 16 Songs - und wurde vom Publikum ins Finale gewählt. Bei der Verkündung des Ergebnisses gab es teilweise Pfiffe in der Halle, bei der Show selbst überwog aber ganz klar der Jubel.

Ein Song mit Vorgeschichte

Doch das Lied hieß nicht immer "Hurricane" - eigentlich sollte es den Titel "October Rain" tragen. Die Europäische Rundfunkunion, die den ESC veranstaltet, lehnte das ab. Sie sah darin eine klare Anspielung auf den Hamas-Angriff auf Israel im vergangenen Oktober - und das sei eine zu politische Botschaft.

Eden Golan, Kandidatin für Israel beim ESC 2024, spricht bei einer Pressekonferenz.

Eden Golan singt bei ESC für Israel

Mehrmals wurde der Song überarbeitet, er bekam einen neuen Titel - und wurde dann schließlich für den Wettbewerb akzeptiert. Doch wer möchte, kann die Bezüge zum Terrorangriff natürlich auch jetzt noch herauslesen. Auch der Auftritt selbst wird diskutiert: Sängerin Eden Golan steht mit mehreren Tänzerinnen auf der Bühne, für manche stellen sie die Opfer dar, die beim Hamas-Angriff auf einem Musik-Festival ums Leben gekommen sind.

Eden Golan selbst sagt: Jeder könne das Lied auf seine Art interpretieren. Es sei aber auf jeden Fall ein besonderer Auftritt dieses Jahr, nicht nur "ein weiterer Song". Für sie geht es darum, zu zeigen: Israel ist hier und erhebt seine Stimme. Die Sängerin war in der letzten Zeit mehrfach bedroht worden.

Aufruhr in Malmö

Pro-palästinensische Demonstrierende in Malmö

Pro-palästinensische Demonstrierende in Malmö

Der Wettbewerb findet dieses Jahr im schwedischen Malmö statt - einer Stadt, in der viele Menschen Wurzeln im Nahen und Mittleren Osten haben. Gestern Nachmittag hatten sich rund 12.000 Menschen für eine pro-palästinensische Demo in der Stadt versammelt. Sie schwenkten palästinensische Flaggen und protestierten gegen den Krieg in Nahost und die Teilnahme Israels am ESC.

"Es spielt keine Rolle, worüber sie singen. Ich bin gegen den Staat Israel", sagt einer der Teilnehmer, "sie sind in Malmö auf keinen Fall willkommen". ARD-Korrespondent Christian Blenker ist in Malmö vor Ort, er berichtet, was Demo-Teilnehmende äußern: "Viele sagen, es sei eine Doppelmoral, dass Russland vom Eurovision Song Contest ausgeschlossen ist und Israel weiter teilnehmen darf. Sie wissen, dass sie das nicht verhindern können – aber sie wollen hier eben Flagge zeigen."

Extremismusforscher Ahmad Mansour äußert Kritik an diesem Vergleich auf X : Am 7. Oktober habe mit dem Angriff der Hamas auf Israel "das größte Pogrom gegen Juden seit dem Zweiten Weltkrieg" stattgefunden. Mansour stellt die Frage, inwiefern die Situation vergleichbar sei.

Malmö gleicht Sicherheitszone

Gepanzertes Polizeifahrzeug im schwedischen Malmö

Gepanzertes Polizeifahrzeug in Malmö

Die schwedische Stadt gleicht derzeit einer Sicherheitszone. Schwer bewaffnet sichern Polizisten die Straßen und die Konzerthalle - und die Anspannung steigt. Ein Polizeisprecher berichtet von Überwachungskameras in der Stadt und auch von Polizisten, die aus Dänemark und Norwegen als Unterstützung angereist sind. Israel hat für Malmö sogar eine Reisewarnung ausgesprochen.

ARD-Korrespondentin Alina Stiegler berichtete von Absperrungen und Barrikaden vor den Hotels in Malmö und von Polizisten, die mit Maschinengewehren bewaffnet sind. Es gebe strenge Sicherheitsschleusen mit Taschenkontrollen.

Politische Statements auf der Bühne?

Eric Saade sang beim  ESC das Eröffnungslied mit  Palästinensertuch ums Handgelenk

Nicht erlaubt: politisches Symbol am Handgelenk des Sängers Eric Saade

Bereits im ersten Halbfinale hatte es nur sieben Minuten nach Showbeginn ein politisches Statement vom schwedischen Sänger Eric Saade gegeben, der beim Eröffnungsact ein palästinensisches Tuch um sein Handgelenk trug. Ein klarer Verstoß gegen die ESC-Richtlinien, die das Zeigen von Symbolen und Flaggen von Ländern untersagt, die nicht am Wettbewerb teilnehmen.

Schon bei den Proben zeigt sich ein durchaus gespaltenes Publikum. "Die israelische Sängerin wurde bei den Proben vom Publikum ausgebuht, es gab aber auch viele Fans, die versucht haben, dagegen anzuklatschten", berichtet Alina Stiegler im WDR. Ob man allerdings bei der Show auch als Fernsehzuschauer mögliche Buhrufe hören könne, sei unwahrscheinlich. Es gebe Vorkehrungen, dies herauszufiltern, damit man das Lied hören kann.

ESC-Lampenfieber: Thorsten Schorn steigt ein

Aktuelle Stunde 09.05.2024 15:46 Min. UT Verfügbar bis 09.05.2026 WDR Von Jens Eberl

Wettbüros sehen gute Chancen für "Hurricane"

Durchgesetzt hat sich im Halbfinale gestern unter anderem Nemo aus der Schweiz - der zweite große Favorit auf den Gesamtsieg, neben Baby Lasagna aus Kroatien. Und auch Eden Golan hat, wie erwartet, genug Stimmen der Zuschauerinnen und Zuschauer gesammelt.

Eden Golan singt beim ESC für Israel

Singt den Titel Hurricane: Eden Golan

Sie sagt, sie sei in Malmö, um ihre Stimme zu zeigen. "Ich komme hierher, um meine Liebe zu teilen." Sie wolle die Menschen dazu bringen, etwas zu fühlen und sich durch Musik zu vereinen. Nach Einschätzung der Wettbüros kann Eden Golan im Finale morgen Abend auf eine Top-Ten-Platzierung hoffen.

Über dieses Thema berichtete auch WDR Aktuell im WDR Hörfunk auf WDR 5 am 09.05.2024 um 10 Uhr.

Unsere Quellen:

  • ARD-Korrespondenten Alexander Schmidt-Hirschfelder, Julio Segador, Alina Stiegler, Christian Blenker
  • Deutsche Presse-Agentur
  • Katholische Nachrichten-Agentur

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