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Gerardo Gandini

Postango - 03.12.2013

In memoriam Gerardo Gandini

Stand: 02.12.2013, 13:24 Uhr

Schuberts Rock, Schumanns Zamba, Schönbergs Tango – Umschreibungsversuche für Gerardo Gandini, Komponist, Pianist, Dirigent, eine Zentralfigur der argentinischen Neuen Musik seit den 1960er-Jahren. Am 22. März 2013 starb Gerardo Gandini im Alter von 76 Jahren.

Generationen von Kompositionsstudenten, aber auch dem Laienpublikum brachte er Avantgarde nahe.

Seine erklärte Liebe zu Franz Schuberts und Robert Schumanns Musik sowie seine Bewunderung für Arnold Schönberg (ver-)führten ihn in der Hochzeit der "Postmoderne" zu einer Affäre mit der argentinischen Folklore, dem nationalen Rock und dem Tango. So erschien er öffentlich Seite an Seite mit Astor Piazzolla und dem Starrocker Fito Páez. Was strengen Apologeten der Avantgarde als eine unbegreifliche Schwäche erschien, verstanden weniger Orthodoxe als eine logische und begrüßenswerte Verwandlung. Vielleicht weil Gandini selbst dieses auch so verstanden hat, nutzte er dieselbe zeitgeistige Vorsilbe jener Epoche, um seine gewissermaßen aus einer Rippe der Stadt Buenos Aires spät geformte eigene Musik "Postango" zu nennen.

Kritiker wie Freunde und sein ihm ergebenes Publikum sind von seiner Abwesenheit verwirrt.

Autor: Darío Erlichman

Redaktion: Werner Fuhr