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Bhaktapur

SoundWorld Nepal – 02.06.2015

Ein Berliner in Bhaktapur

Stand: 27.05.2015, 11:34 Uhr

Bhaktapur, Bisket Jatra, der Jahreswechesel von 2071 auf 2072 im hiesigen Kalender - wenige Tage vor dem großen Beben. Eine Woche lang werden Rituale für die Schutzgötter der Stadt gefeiert, in jeder Straße erklingt Musik.

Vor allem geht es darum, Bhairav, eine negative Erscheinungsform von Shiva, zu besänftigen. Der Hinduismus ist auch in Nepal kompliziert, sogar die Götter haben mindestens zwei Gesichter - Bhairav etwa 64. In allen Ausformungen aber ist er der Herr der Zerstörung. Dieses Jahr scheint es nicht gelungen zu sein, ihn gnädig zu stimmen. Eine Woche nach Abschluss von Bisket Jatra verwandelt das Erdbeben große Teile der Stadt, Wohnhäuser wie Tempel, in Schutthaufen. Rund 250 Menschen sterben in den Trümmern.

Die Protagonisten dieser Sendung sind unversehrt, wie unsere Autorin in Erfahrung bringen konnte, die Bhaktapur zum Neujahrsfest besucht hat. Mitgebracht hat sie Eindrücke und Klangbilder aus der Zeit vor der Katastrophe: 

Ein umgebauter Tempel in der "Stadt der Fromme": die Music Academy of Bhaktapur. In den hölzernen Pavillons des idyllischen Gartens üben Studenten zwischen Schmetterlingen und Strelitzien. Doch kaum verlässt man das Gebäude durch die schön geschnitzte Tür, schlucken einen Dreck und Autolärm. Im Fluss baden wie eh und je Kinder und Schweine. Fabian Bakels, Schlagzeuger und Musikethnologe, hat in Bhaktapur seine zweite Heimat gefunden. Seit 2013 unterrichtet er an der Academy als Gastdozent. Hier lehrt auch der nepalesische Popstar Lochan Rijal. Die beiden ihrer Herkunft nach so unterschiedlichen Musiker verbindet inzwischen eine enge Freundschaft. In Bhaktapur erklingt Musik auch heute noch in ihren angestammten, stets rituellen Zusammenhängen.

Autorin: Barbara Kenneweg

Redaktion: Werner Fuhr