Junge sefardische Szene – 13.11.2012
Stimmen aus Budapest, Belgrad, Skopje
Stand: 19.11.2012, 11:47 Uhr
Vor mehr als 500 Jahren nahm der Osmanische Sultan Bayezid II. jüdische Flüchtlinge aus dem katholische Spanien in seinem Reich auf. In Sarajevo, Thessaloniki, Sofia, Bukarest, Istanbul gründeten sie Gemeinden. Deren sefardische Kultur erlebt heute eine Renaissance.
„Wie töricht sind die spanischen Könige, dass sie ihre besten Bürger ausweisen und ihren ärgsten Feinden überlassen“ - soll der Sultan gesagt haben. Sefardische, also spanisch-jüdisch-orientalisch geprägte Kultur erlebte zwischen Balkan und Bosporus eine Jahrhunderte lange Blüte. Vom deutschen Faschismus wurde sie im Zweiten Weltkrieg fast völlig ausgelöscht. Aber im neuen Europa des 21. Jahrhunderts entwickeln sich an den alten Orten allmählich wieder neue musikalische Triebe.
In Ungarn singt Beáta Palya traditionelle spanische-jüdische Cantigas, fügt aber auch eigene Texte hinzu, inspiriert von Romagesängen, indischer und persischer Musik, französischen Chansons oder den Songs einer Joni Mitchell.
Shira u’tfila
Beim Ensemble Shira u’tfila in Belgrad ist der Sänger ist ein junger Kantor und Theaterregisseur; hier klingt die Zither Kanun neben indischen Tablas, eine arabische Oud neben einer balkanischen Jazzgeige und einer Roma-Klarinette. In einem Todeslager während der Nazi-Besatzung wurde Drita Tuntunovic geboren; die Sprachwissenschaftlerin aus Belgrad hat einige Lieder zum Repertoire von Shira u’tfila beigesteuert.
Das Ensemble Baklava aus Skopje stand mit seiner Sängerin Elena Hristova in diesem Sommer auf der Bühne des renommierten Festivals Música Sefardí im spanischen Córdoba. Das aktuelle Album "Me mankas mucho" („Du fehlst mir so sehr“) folgt den Spuren sefardischer Lieder über den Balkan und mischt dabei verschiedene musikalische Stile und Balkansprachen. In diesem Sommer hatte der Spielfilm "The Third Half" von Darko Mitrevski Premiere, in dem die Musik von Baklava eine Hauptrolle spielt.
Autorin: Grit Friedrich
Redaktion: Werner Fuhr
